Feeling nothing – Rezension

Rezension: Feeling Nothing von Ann-Kathrin Karschnik – Wenn Gefühle fremd bleiben und Nähe alles verändert

Manchmal trifft man auf ein Buch, das einen völlig vereinnahmt. Eins, das man beginnt – und plötzlich ist es zwei Uhr nachts, der Tee kalt und der Alltag vergessen. Feeling Nothing von Ann-Kathrin Karschnik ist genau so ein Buch.

Im Zentrum stehen Robin und Tyler – zwei Figuren, die auf den ersten Blick aus völlig unterschiedlichen Welten kommen: Tyler, der ambitionierte Footballspieler, der sich seinen Platz in der Stammmannschaft des Colleges erkämpfen will. Und Robin – die neue Physiotherapeutin des Teams. Fachlich brilliant, zurückhaltend und… die Tochter des Coaches.

Klingt nach Chaos? Wird’s auch. Denn Coachs goldene Regel ist eindeutig: Keine Intimitäten zwischen Personal und Spielern. Eine Regel, die Robin und Tyler bald mehr als einmal ins Wanken bringt.

Was mich an Feeling Nothing aber wirklich berührt hat, ist nicht die knisternde Anziehung zwischen den beiden – sondern Robins Geschichte. Der Titel ist kein reißerischer Spruch, er beschreibt genau das, was Robin tagtäglich erlebt: Sie kann ihre eigenen Gefühle – und die anderer – nicht richtig einordnen. Was nach emotionaler Kälte aussieht, ist in Wahrheit Teil einer neurologischen Störung. Die Menschen in ihrem Umfeld verstehen sie selten, urteilen schnell, und Robin selbst fühlt sich häufig wie eine Außenseiterin im eigenen Leben.

Und dann kommt Tyler. Der erste, der nicht sofort urteilt. Der sich die Mühe macht, hinter ihre Fassade zu blicken. Gemeinsam beginnen sie, Robins Innenleben zu erkunden – vorsichtig, tastend, ehrlich. Es ist keine typische „Bad Boy trifft gebrochenes Mädchen“-Story. Es geht hier um Selbstakzeptanz, Vertrauen und darum, dass Nähe mehr ist als körperlicher Kontakt. Auch wenn… ja, es zwischen den beiden ordentlich funkt.

Der Schreibstil von Ann-Kathrin Karschnik ist mitreißend. Ich bin regelrecht durch die Seiten geflogen, hatte das Buch in kürzester Zeit durch – und ehrlich: Ich hätte gern noch mehr gehabt. Wer Angst hat, von Football-Begriffen erschlagen zu werden – keine Panik. Es gibt ein Glossar. Und ganz ehrlich? Man muss kein Fan des Sports sein, um dieses Buch zu lieben. Die Themen sind so viel größer: Identität, mentale Gesundheit, Begehren – und das Ringen um ein bisschen Glück.

Mein Fazit:
Feeling Nothing ist tiefgründig, emotional und absolut empfehlenswert. Ein Buch, das nicht nur unterhält, sondern auch ein wichtiges Thema ins Rampenlicht stellt – ohne Klischees, ohne Kitsch, aber mit einer guten Portion Herz. Wer Romantik mit Tiefe sucht und Figuren liebt, die nicht perfekt sind, wird dieses Buch verschlingen.